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Mental Load am Arbeitsplatz, wenn Mitdenken zur Überforderung wird.

Comicartige Illustration zum Thema Mental Load am Arbeitsplatz. Zeigt eine gestresste Frau am Schreibtisch mit Gedankenblasen voller Aufgaben wie To-do-Listen, Uhrzeit, weinendes Baby und Papierstapel. Ideal für Artikel über mentale Belastung, Stressmanagement und Arbeitspsychologie.
Mental Load am Arbeitsplatz

Kennst du das? Du sitzt im Meeting und denkst schon an die drei anderen Termine, die kollidieren könnten. Du erinnerst dich daran, dass der neue Kollege noch keinen Laptop hat. Und nebenbei organisierst du im Kopf schon mal die Geburtstagsrunde für nächste Woche. Falls das bekannt vorkommt, willkommen im Club der "Mental Load"-Träger.


Was dich in diesem Artikel erwartet:

  • Was Mental Load wirklich ist (Spoiler: Es ist mehr als nur "viel im Kopf haben")

  • Wie du erkennst, ob du oder dein Team davon betroffen seid

  • Konkrete Wege raus aus der unsichtbaren Überforderung

  • Warum das Ganze eigentlich eine Führungsaufgabe ist


Mental Load entschlüsselt: Die Kunst des unsichtbaren Jonglierens

Mental Load, das klingt erstmal nach einem fancy Begriff für "gestresst sein". Ist es aber nicht. Es beschreibt die mentale Belastung durch all die Aufgaben, die nirgendwo in deiner Stellenbeschreibung stehen, aber trotzdem gemacht werden müssen. Du kennst schon: die Care-Arbeit im Job.

Das klassische Mental Load-Portfolio sieht so aus:

  • Du erinnerst andere an Meetings (obwohl alle erwachsen sind)

  • Du erklärst neuen Kolleg:innen zum dritten Mal, wo der Drucker steht

  • Du merkst, wenn im Team dicke Luft herrscht und versuchst zu vermitteln

  • Du bist die inoffizielle Ansprechperson für alles und jeden

  • Du denkst drei Schritte voraus, damit nichts schiefgeht


Klingt nach Teamplayer? Ist es auch. Das Problem: Diese Arbeit ist wie ein Eisberg, 90% bleiben unsichtbar. Und wer sie leistet, bekommt selten ein "Danke" dafür. Oft sind es die Gewissenhaften, die Fürsorglichen, die Mitdenkenden. Bis sie irgendwann nicht mehr können.

Die Warnlampen blinken: Wann Mental Load gefährlich wird

Mental Load schleicht sich an wie schlechtes WLAN, erstmal merkst du nichts, dann wird es langsam nervig, und plötzlich funktioniert gar nichts mehr.

Bei dir persönlich:

  • Deine Konzentration spielt Verstecken, Fehler häufen sich

  • Pausen? Welche Pausen? Überstunden werden zum Dauerzustand

  • Du wirst gereizt oder ziehst dich zurück (oder beides im Wechsel)

  • Dein Körper streikt: Kopfschmerzen, schlechter Schlaf, Verspannungen

Im Team:

  • Immer dieselben Leute kümmern sich um alles

  • Wenn diese Person mal krank ist, bricht das halbe System zusammen

  • Keiner weiß so richtig, wer eigentlich wofür zuständig ist

  • Es brodelt, weil sich manche unfair behandelt fühlen

Falls du dich wiedererkennst: Du bist nicht allein. Und es ist nicht deine Schuld.

Was du als Betroffene:r tun kannst

Priorities first, oder: Nicht alles ist ein Notfall Ich weiß, es fühlt sich alles wichtig an. Aber ehrlich: Ist es das wirklich? Mach mal eine Liste deiner Mental Load-Aufgaben und frag dich bei jeder: "Würde die Welt untergehen, wenn ich das nicht mache?" Bei 80% lautet die Antwort: Nein.

Delegieren lernen (auch wenn es weh tut) Ja, andere machen es vielleicht anders als du. Ja, du musst vielleicht zweimal erklären. Nein, das ist kein Weltuntergang. Andere können auch erwachsen sein, gib ihnen die Chance.

Grenzen ziehen, mit Samthandschuhen, aber bestimmt Sag deiner Führungskraft, wo es klemmt. Nicht vorwurfsvoll, sondern lösungsorientiert: "Mir fällt auf, dass ich viele organisatorische Aufgaben übernehme. Können wir schauen, wie wir das anders verteilen?"

Selbstfürsorge ist kein Luxus Pausen, Schlaf, Bewegung, Gespräche mit Freunden, das sind nicht die Sahnetüpfchen des Lebens, sondern das Fundament. Ohne geht's nicht. Punkt.


Für Führungskräfte: Wie du Mental Load in deinem Team angehst

Mach das Unsichtbare sichtbar Führe mal ein Teamgespräch darüber, wer eigentlich was macht, auch die Sachen, die nicht im Aufgabenbereich stehen. Du wirst überrascht sein. Erstellt gemeinsam eine Liste. Es ist wie Aufräumen: Erstmal siehst du das ganze Chaos, dann wird's übersichtlicher.

Fairness statt Gewohnheit Hör auf, immer dieselben zu fragen, weil sie "so zuverlässig" sind. Das ist wie immer denselben zum Kuchenbacken zu verdonnern, weil er es "so gut kann". Rotiert die Aufgaben. Alle können lernen, alle sollen beitragen.

Strukturen schaffen, die helfen Gute Tools, klare Prozesse, regelmäßige Check-ins – das ist deine Aufgabe als Führungskraft. Du schaffst den Rahmen, in dem sich Mental Load gar nicht erst so sehr anhäuft.

Wertschätzung aussprechen – konkret und ehrlich Statt "Du machst das toll" lieber: "Danke, dass du daran gedacht hast, die neue Kollegin zu den wichtigen Meetings mitzunehmen. Das hat ihr den Einstieg sehr erleichtert." Spezifisch und echt.

Dranbleiben statt abhaken Mental Load ist kein Projekt, das man mal eben abarbeitet. Es braucht kontinuierliche Aufmerksamkeit. Frag regelmäßig nach: "Wie geht's euch mit der Aufgabenverteilung? Was läuft gut, was müssen wir anpassen?"


Mental Load ist Teamsache

Hier die unbequeme Wahrheit: Mental Load löst sich nicht durch gute Vorsätze. Es ist ein systemisches Problem, das systemische Lösungen braucht. Wer wegschaut, bekommt früher oder später die Quittung – in Form von Burnout, Kündigungen oder schlechter Stimmung im Team.

Deine ersten Schritte:

  1. Team-Reality-Check: Wer macht eigentlich was?

  2. Aufgaben-Landkarte erstellen (ja, auch die unsichtbaren)

  3. Gemeinsam überlegen: Wie können wir das fairer verteilen?

  4. Regelmäßig nachfragen und anpassen

Das ist kein Hexenwerk, aber es braucht Mut zur Veränderung.

Am Ende des Tages: Führung ist Care-Arbeit

Mental Load anzugehen ist mehr als Organisationsentwicklung – es ist ein Zeichen von Wertschätzung und Fürsorge. Teams, in denen diese unsichtbare Arbeit fair verteilt wird, sind nicht nur gesünder, sondern auch erfolgreicher. Weil alle ihre Energie für das einsetzen können, wofür sie eigentlich da sind.

Die gute Nachricht: Es braucht oft keine riesigen Veränderungen. Manchmal reicht es schon, hinzuschauen. Zuzuhören. Zu sagen: "Ich sehe, was du alles leistest und das ist wertvoll."

Das ist nicht nur menschlich. Das ist gute Führung. Und gute Führung ist letztendlich auch Care-Arbeit.




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